Das „Hermännchen“
Ein “Kraft durch Freude Wagen für alle” wurde dem Deutschen Volk versprochen. Die Kriegsmaschinerie lief auf Hochtouren, und die neuen Autobahnen wurden fleißig genutzt. Allerdings nicht vom deutschen Volk, sondern hauptsächlich von der Industrie und Militär. Der “Volkswagen” blieb eine Illusion, man hatte dem “Volk“ zu viel versprochen. Dennoch brauchte der Deutsche Arbeitsmann ein Fahrzeug um schnell und günstig zur Arbeit zu kommen. Eines, das die Industrie auch liefern konnte. Über den Schell Plan wurde die deutsche Zweiradindustrie verpflichtet ein einheitliches und sparsames Gefährt zu entwickeln, einen “Volkswagen auf zwei Rädern”. Die „98er“ wurde geboren. Sparsam im Verbrauch, günstig mit dem legendären Sachs-Motor ausgerüstet, gehörten diese Leichtmotorräder bald nach 1937 zum Straßenbild von Nazideutschland. Als das erste “Volksmotorrad” vorgestellt wurde, saß beim Pressetermin niemand geringeres als der schwergewichtige Hermann Göring auf einem solchen. Die heimlich grinsenden Arbeiter tauften diese Fahrzeuge fortan “Hermännchen”. Ein Begriff, der sich bis in die Fünfziger Jahre hartnäckig im Rheinland für kleine Motorräder hielt, wie übrigens auch die 98er. Die wurden auch noch in den 50er Jahren gebaut. Die hier gezeigte “Weltmeister” stammt aus dem Jahre 1939. Sie wurde auch als Cito Frera oder Allright von den Köln Lindenthaler Metallwerken angeboten. Die hier gezeigte kleine Maschine wurde aufwendig repariert, denn die meisten dieser einfachen Maschinen wurden lange und oft ohne Pflege “zerritten”. Aufgefunden wurde es im sehr schlechtem, aber kompletten Zustand in einer Scheune bei Nienburg/Weser. Es ist in dieser Ausführung die letzte bekannte Maschine dieser Art.